

USA und China wollen weitere 90 Tage verhandeln - Zölle bleiben gesenkt
Die USA und China haben sich darauf verständigt, Verhandlungen für eine Einigung im Handelsstreit weitere 90 Tage Zeit zu geben. Bis dahin bleiben die gegenseitigen Zölle gesenkt, wie es am Montag übereinstimmend aus Washington und Peking hieß. Die Märkte weltweit reagierten überwiegend positiv auf die Ankündigung, auch wenn diese in den vergangenen Tagen erwartet worden war.
US-Präsident Donald Trump erklärte in seinem Onlinedienst Truth Social, dass er das Dekret für die Verlängerung der im Mai vereinbarten Zollpause unterzeichnet habe. "Alle anderen Elemente des Abkommens bleiben unverändert", fügte er hinzu. China unternehme wichtige Schritte, "um den Anliegen der USA in Bezug auf die wirtschaftliche und nationale Sicherheit entgegen zu kommen", erklärte Trump weiter.
Die staatliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua berichtete, dass auch China trotz noch ausbleibender Einigung in den Verhandlungen von der geplanten Erhöhung seiner Zollsätze ab Dienstag absehen werde. Es bleibt demnach vorerst beim Zollsatz von zehn Prozent, den Peking auf die meisten US-Importe erhebt.
Trump hatte China und die meisten anderen Länder der Welt Anfang April mit hohen Zöllen belegt, um Zugeständnisse wirtschaftlicher oder auch politischer Natur zu erzwingen. Peking reagierte darauf mit Gegenzöllen, woraufhin Trump wiederum seine Zölle erhöhte. Zwischenzeitlich lag das beidseitige Zollniveau bei deutlich über 100 Prozent.
Mitte Mai einigten sich die beiden Länder darauf, die Aufschläge für zunächst 90 Tage zu reduzieren. Seitdem wurden auf US-Seite 30 Prozent Zoll auf die meisten Importe aus China fällig und zehn Prozent auf chinesischer Seite. Diese Sätze sollen nun bis November gelten - oder bis eine Einigung erzielt wird.
Trump hatte zuvor mit Blick auf die Verhandlungen zwischen chinesischen und US-Vertretern erklärt, die Gespräche liefen "ziemlich gut". "Die Beziehung zwischen Präsident Xi (Jinping) und mir ist sehr gut", sagte der US-Präsident am Montag vor Journalisten im Weißen Haus. Peking betonte seinerseits, sich ein "positives" Ergebnis der Verhandlungen mit Washington zu wünschen.
Eine Verlängerung der vorläufigen Einigung und weitere Verhandlungen hatten sich in den vergangenen Wochen angedeutet. Dennoch reagierten die Börsen weltweit positiv. "Diese Verlängerung hat nichts mit einem Zeichen des guten Willens zu tun", schränkte Stephen Innes, Analyst bei SPI Asset Management, jedoch ein. "Es geht darum, Luft für wichtige Verhandlungen zu schaffen."
China hatte angesichts von Trumps aggressiver Zollpolitik Ausfuhrbeschränkungen für Seltene Erden eingeführt. Die USA sind wie der Rest der Welt hochgradig von Lieferungen der für viele Technologien wichtigen Metalle aus China angewiesen.
William Yang, Analyst bei der International Crisis Group, hält es vor diesem Hintergrund für unwahrscheinlich, dass Peking in den weiteren Verhandlungen Zugeständnisse machen wird. China sehe sich beim Export von Seltenen Erden in einer starken Position und werde diesen Vorteil nutzen.
Viele andere Länder trafen Trumps Zölle deutlich härter. Vietnam, Großbritannien oder auch die EU akzeptierten massive Ungleichgewichte in den gegenseitigen Zollsätzen im Handel mit den USA. Weitere Länder wie die Schweiz oder Brasilien erreichten keine Einigung mit Washington; für ihre Unternehmen sind Exporte in die USA noch teurer.
E.Lopez--GM